Naturnaher Kinzigaabschnitt (c) GNA

 

Vorfahrt für den Fischotter

 

Die Wochengewinner der Umweltlotterie GENAU im Main-Kinzig-Kreis machten abermals deutlich, wie sehr ihnen der Erhalt der heimischen Tierwelt am Herzen liegt. Nachdem im Oktober die Lebendigen Kinzigauen, ein Artenschutzprojekt der GNA zur Förderung des Kiebitzes in Rodenbach, den Zuschlag erhielt, belebt nun - dank ihres Votums - der erneute Zusatzgewinn den Fischotter-Schutz in der Region.

 

Für das Projekt kommt die finanzielle Unterstützung zur richtigen Zeit: „Schon lange möchten wir dem Fischotter die Wiederbesiedlung in unserer Heimat erleichtern. Mit dem Erlös aus der Umweltlotterie ist das nun möglich. Wir bedanken uns bei den Gewinnern, die für unser Projekt gestimmt haben. Toll, dass wir so viel Anerkennung erfahren“, freut sich Susanne Hufmann, erste Vorsitzende der Naturschutzorganisation.

 

Sein Element ist das Wasser

Als zweitgrößte Marderart (nach dem Dachs) ist der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) mit keiner anderen Art zu verwechseln. Der wendige Wasser-jäger hat eine stromlinienförmige Gestalt und Schwimmhäute zwischen den Zehen. Ausgewachsene Tiere können eine Kopf-Rumpf-Länge von 90 cm erreichen, der Schwanz ist 40 cm lang. Das Körpergewicht kann bis zu 12 kg betragen.

 

Bevorzugte Lebensräume sind flache, saubere Flüsse mit zugewach-senen Ufern und verschiedenen Überschwemmungsebenen. Der Rückgang solcher Habitate und die Bejagung haben dazu geführt, dass der Fischotter stellenweise ganz verschwand oder extrem selten geworden ist. Fischotter kommen mit allen Süßwasser-Lebensräumen zurecht, solange die Gewäs-ser klar und fischreich sind und ausreichend Versteckmöglichkeiten bieten.

 

Main-Kinzig-Kreis wichtiger Knotenpunkt

Der Main-Kinzig-Kreis stellt einen Knotenpunkt der vom "Otter Habitat Netzwerk Europa" (OHNE-Projekt) ermittelten Verbindungskorridore isolierter Populationen des Fischotters dar. Maßnahmen zur Lebensraum-entwicklung des Fischotters sind aber nicht nur deshalb dringend not-wendig.

 

Der Fischotter ist eine der am stärksten bedrohten Säugetierarten Europas. In Hessen war er lange so gut wie ausgestorben. Nur noch an Jossa, Sinn, Eder und an den Zuflüssen zur Fulda wurden Spuren fest-gestellt.

 

Die Artenschützer an der Kinzig haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Säuger auch in Hessens Flüssen und Seen wieder vermehrt heimisch werden kann. Aus diesem Grund haben sie das Artenschutzprojekt „Vorfahrt für den Fischotter – Fischotterschutz im Main-Kinzig-Kreis“ ins Leben gerufen. „Wichtig ist, dass es bei diesem Projekt nicht um eine Ansiedlung durch Auswildern geht“, betont Hufmann. Vielmehr gehe es darum, die größten Gefahren, die einer dauerhaften Rückkehr des Fischotters nach Hessen entgegenstehen, langfristig zu dezimieren.

 

Diese Brücke ist nur bei Niedrigwasser für den Fischotter passierbar (c) GNA

 

Bedrohung durch Straßenverkehr

Die mit Abstand größte Bedrohung für die seltene Tierart lauert auf Hessens Straßen, denn die Fischotter-Rüden müssen bei ihren Wan-derungen oft große Strecke zurücklegen. Dabei vermeiden es die scheuen Tiere, unter Brücken und Querbauwerken hindurch zu schwimmen. Die Folge: Sie verlassen das sichere Gewässer und suchen sich einen Weg außerhalb, wo sie häufig von Fahrzeugen erfasst werden.

 

Um die Gefahrenstellen entlang der Kinzig zu verringern, möchte die GNA zunächst alle Querbauwerke zwischen Hanau und Wächtersbach erfassen und hinsichtlich ihrer Passierbarkeit beurteilen. Begleitend werden auch für den Fischotter relevante Lebensräume wie Kiesbänke und Schilfsäume per GPS dokumentiert. Ist diese Kartierung erfolgt, kann mit der fischotter-gerechten Durchlass- und Biotopgestaltung begonnen werden, darunter die Umgestaltung der Brückenbauwerke, die im Rahmen von Sanierungs-arbeiten stattfinden soll. Dies stellt ein wichtiges Anschlussprojekt der GNA dar.

 

Mit dem Zusatzgewinn bei der Umweltlotterie GENAU können die ersten Maßnahmen jetzt angegangen werden – damit der Fischotter auch im Main-Kinzig-Kreis wieder langfristig eigene Populationen aufbauen kann.

 

Quelle: Pressemitteilung GNA vom 21.11.2016

 

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